Im beruflichen Umfeld, bei einer Familienfeier oder privat im Bekanntenkreis: Tiano Thomas hat sich längst daran gewöhnt, seinen Job erst einmal lang und breit erklären zu müssen. Er ist Mitgründer der Grünkraft AG, ein Unternehmen, das CBD-Produkte verkauft. CBD steht für Cannabidiol und hat im Falle von Grünkraft nichts mit Cannabis als Droge zu tun. Seit Sommer 2016 sind die Hanfpflanze und deren Extrakte frei im Schweizer Handel erhältlich, sofern sie von der psychoaktiven Substanz THC nur einen geringen Anteil von unter einem Prozent beinhalten. Eine berauschende Wirkung wird somit ausgeschlossen. Und dennoch: Schnell wird bei Tiano sein seriöses Unternehmertum hinterfragt.
Wenn Pioniergeist auf Regularien und Vorurteile stösst
Tianos Business fällt in die Branche der regulierten Industrien, so wie beispielsweise das Bankenwesen, der Gesundheitssektor oder die Medien auch dazugehören. Der Staat greift bei diesen Geschäftsfeldern regulierend und kontrollierend ein – mit notwendigen behördlichen Genehmigungen, besonderen Freigabeprozessen und komplexen Marktzulassungen. Wer sich hier nicht dranhält, kann seine Firma direkt schliessen. Und als wäre es nicht schon herausfordernd genug, im jungen Alter von 30 Jahren ein eigenes Unternehmen mit 30 Mitarbeitern in vier Ländern und einem hohen 7-stelligen Umsatz zu führen, werfen gleich mehrere Behörden einen strengen Blick auf Tianos tägliches Schaffen.
„Wir haben eine komplett neue Industrie hochgezogen, haben wahre Pionierarbeit geleistet und jedes einzelne CBD-Produkt, das wir auf den Markt bringen möchten, wird erst einmal langwierig überprüft“, erklärt Tiano. Es fällt den Behörden schwer, CBD auf Anhieb richtig zuzuordnen, da es noch keinen geregelten Anwendungsbereich gibt: Handelt es sich um Nahrungsergänzungsmittel, ein Lebensmittel, Tabak oder gar Kosmetika? Nun, für die neuen Gummibärchen laufen momentan Anträge in der Kategorie „Novel Food“.
Zum Glück hatte Tiano von Anfang an eine naive Kämpfereinstellung, sonst hätte er alles gleich bleiben lassen können. Langjährige Prüfverfahren, volatile doch schnell wachsende Märkte, immer wieder auftauchende „Drogendealer“- Vorurteile und auch einige schlechte – wenn auch nicht böse gemeinte – „Chill doch mal“-Witze haben ihm so manch eine schlaflose Nacht beschert. Aber er hat nie aufgeben und hält an seinem Unternehmensziel fest: Cannabis in allen Formen für alle – für eine entspanntere Welt.
Bei all den geschäftlichen Stolpersteinen möchte sich Tiano als CEO und Entrepreneurspersönlichkeit weiterentwickeln. Unterstützung bekommt er dabei neuerdings von der Entrepreneurs‘ Organization. „Ich möchte neben meiner Arbeit wieder mehr Zeit für mich selber haben und Dinge mit mehr Leichtigkeit anpacken können“, erzählt er. Und genau das kann er im Austausch mit den anderen EO-Membern lernen. Neue Perspektiven entdecken und eine bessere Balance zwischen beruflichem und privatem Leben finden.
Mit mehr Gelassenheit argumentieren
Behsad Zomorodi ist schon ein paar Schritte weiter mit seiner persönlichen Entwicklung. Auch er ist bei EO und nimmt seit 4 Jahren regelmässig an den Foren-Treffen teil. In dieser Zeit hat er gelernt, von dem beruflichen Stress und der Hektik loszulassen, anders als bisher zu reflektieren und grundsätzlich positiver zu denken. Als Gründer von Phamax, einer Support Company in der Healthcare Industrie, kennt auch er nicht nur die allgemeinen unternehmerischen Herausforderungen sondern auch die, sich immer wieder einer bestimmten Voreingenommenheit stellen zu müssen. „Da meine Kunden nicht nur aus dem Gesundheitswesen sondern auch der Pharmaindustrie kommen, wird schnell mal gesagt, ich mache ja Geschäfte mit der ‚reichen, bösen Pharma‘. Ich habe dann aber kein grosses Problem damit, meine Firma und auch die Verdienste der Pharma argumentativ in den richtigen Kontext zu stellen.“ Phamax verarbeitet die Daten und Informationen seiner Kunden, interpretiert und visualisiert diese. Vom betriebswirtschaftlichem Forecasting, über die wissenschaftliche Analyse bis zur Digitalisierung deckt Behsads Unternehmen alles ab. So hat er lediglich als Dienstleister mit der Pharmaindustrie zu tun, was sein Umfeld schnell versteht und besser, wertefrei einsortieren kann.
Der richtige Weg durch Wahrnehmung, Verständnis und Akzeptanz
Nach und nach nehmen nun auch die Vorurteile gegenüber Tianos Business ab. CBD-Öl ist mittlerweile fast schon ein hippes Lifestyle-Produkt, das von Social Media Influencern fleissig umworben wird. Ausserdem haben die Medien in den vergangenen ein, zwei Jahren gute Aufklärungsarbeit geleistet und Cannabis salonfähiger gemacht. Die Akzeptanz ist grösser geworden. „Bis vor einem Jahr hat meine Oma nicht verstanden, was ich eigentlich genau mache. Und heute nimmt sie selber CBD-Öl ein“, schmunzelt Tiano. Und erst vor kurzem hat er sich immens darüber gefreut, als ein EO’ler ihn besuchte, begeistert von Grünkraft war und zum Abschied direkt das „Love“-Spray aus dem Sortiment mitgenommen hat – eine kleine Überraschung für die Ehefrau zuhause.