Diversity im Business bedeutet, sich auf Augenhöhe zu begegnen

Juli 25, 2023

Die Gesellschaft und das menschliche Miteinander unterliegt seit jeher einem steten Wandel. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben. Neu ist jeweils nur, welche Weltanschauungen genau sich im Veränderungsprozess befinden. Und diese verlangen uns allen eine beständige Anpassungsfähigkeit ab. Momentan trifft das beispielsweise auch stark auf die Businesswelt beim Thema „Diversity“ zu. „Vielfalt ist unerlässlich, um ein lebendiges Arbeitsumfeld zu schaffen, insbesondere wenn es um das Engagement der Mitarbeitenden geht. Diversität am Arbeitsplatz fördert Kreativität und Innovation, da jedes Teammitglied, von der Führung bis hin zu gewerblichen Mitarbeitenden, verschiedene Hintergründe, Perspektiven und Erfahrungen einbringt“, sagt beispielsweise Christoph Grossmann, CEO der erfolgreichen Beekeeper AG mit Sitz in Zürich.

Diversity in den Köpfen: ja. Chancengleichheit: nein.

Eine Aussage, die es auf den Punkt bringt. Vielfalt ist unerlässlich – und doch tun sich nach wie vor viele schwer damit. Gab es bis vor kurzem etwa noch offizielle Frauenbeauftragte in Unternehmen, so kümmern sich heutzutage eigens „Diversity Manager:innen (w/m/d)“ um das buntgemischte, berufliche Miteinander auf Augenhöhe. Es geht mittlerweile um mehr als nur um Frauenquoten. Und trotz der gewonnenen gesellschaftlichen Offenheit hinsichtlich Geschlecht, Herkunft, Alter, sexueller Orientierung, Behinderung und Religion von Menschen, prägen im Job oftmals noch traditionelle Gedankenstrukturen den allgemeinen Habitus. Es kommt zu ungerechten Benachteiligungen, die nicht mehr ins 21. Jahrhundert passen. Um aus diesem Gegeneinander ein better together entstehen zu lassen, bedarf es eines neuen Bewusstseins und neuen Selbstverständnisses – meint auch Stella-Sandra Triebl, Gründerin und Geschäftsführerin von Ladies Drive, dem bedeutendsten Businessnetzwerk für Frauen in der Schweiz. „Es geht darum, sich untereinander auf Augenhöhe zu begegnen. Ein Geschlechterkampf 2.0 bringt uns nicht weiter, wenn wir auch anerkennen müssen, dass Frauen häufig systemische und historisch bedingte Hindernisse im Beruf zu überwinden haben. Gleichzeitig geht es bei Diversität mitunter auch um Chancengleichheit und Gleichstellung, aber sicher nicht um Gleichschaltung“. Warum wird der Fokus nicht viel mehr auf individuelle Leistungen und Erfolge verschoben? Warum wird in Unternehmen unverändert über die sogenannten „Quotenfrauen“ gesprochen? Die Antwort könnte lauten: Das Diversity-Thema ist zwar in den Köpfen angekommen und die Sensibilität ist dafür vorhanden – doch wenn es hart auf hart kommt, agieren die allermeisten immer nach gewohnten Verhaltensmustern.

Man sehe sich z.B. die neue Generation Z an. Längst gehört Vielfalt zu ihrer Realität und ihrem Alltag dazu. Doch die jungen Menschen stehen vor genau denselben Herausforderungen wie die Generationen vor ihnen, wenn es an die Familienplanung herangeht. Altbekannte Entscheidungen sind zu treffen: wer bleibt zuhause und wer geht weiterhin arbeiten? Und trotz ihres offenen, diversen, eigenen Weltbilds, fallen die meisten der Generation Z doch in traditionelle Rollen zurück – und wenn es aus so banalen, pragmatischen Gründen geschieht, weil der Mann schliesslich immer noch mehr Geld verdient als die Frau.

Trotz einiger Success Stories besteht grosser Nachholbedarf

Auch bei der Entrepreneurs‘ Organization hat beim Thema Diversity im Verlaufe der letzten Jahre ein Entwicklungsprozess stattgefunden. Hatte sich beispielsweise anfangs die soziale Vielfalt nur wenig unter den ersten Mitgliedern widergespiegelt, sieht die Geschlechterverteilung mittlerweile schon besser aus. Inzwischen gehören rund 20 Frauen zu den Membern in Zürich – und peu à peu werden es mehr.

Bei den Treffen von Ladies Drive tauschen sich die Frauen vor Ort aus, entwickeln neuen Ideen und ergreifen wertvolle Opportunities in der Geschäftswelt. Und Sandra-Stella Triebl hat ihre ganz eigene Female Success Story mit dieser „Business Sisterhood“, wie sie es selber bezeichnet, geschrieben. Sie ist das beste Beispiel dafür, dass Veränderungen und ein gesellschaftlicher Wandel möglich sind. Denn was sie vor 17 Jahren ins Leben gerufen hat, anfänglich in Form eines Zeitschriftenmagazins, eines Blogs sowie einer Eventserie namens Bargespräche, ist mittlerweile ein internationales Netzwerk, das weit über die Schweizer Grenzen hinausreicht. Bleibt zu hoffen, dass noch sehr viel mehr Leaderfiguren dem Leitbild einer tatsächlich gelebten Chancengleichheit folgen und Diversity überall einen festen Platz sowohl in der Gesellschaft als auch im Daily Business erhält.

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